Besuch von Rita Prigmore an der David-Schuster-Realschule

Im Rahmen der Projekte zur Erinnerungskultur besuchte die Zeitzeugin Rita Prigmore am 11. Juli 2023 die David-Schuster-Realschule, um ihre Geschichte vor den 8. Klassen zu erzählen. Aufmerksam folgten die Jugendlichen den Ausführungen der Sintezza, nach deren Mutter Theresia Winterstein erst kürzlich eine Straße unweit der Schule benannt wurde. Als sogenannte „Zigeunerin“ sollte Rita Prigmores Mutter sterilisiert werden, war jedoch bereits mit Zwillingen schwanger und musste sich nun verpflichten, die Neugeborenen den Nazis für medizinische Versuche zu überlassen – oder abzutreiben. Der damalige Direktor für Nervenheilkunde, Prof. Dr. Heyde, ließ ihr die Zwillinge direkt nach der Geburt abnehmen. Er war, in engster Zusammenarbeit mit Hitler, verantwortlich für Versuche an sogenannten „nichtarischen“ Menschen, bei denen beispielsweise die Augenfarbe geändert werden sollte, sowie für die Ermordung von über 100.000 Menschen mit Behinderung.

Als die Mutter wenige Tage später nach ihren Kindern fragte, schwieg die zuständige Krankenschwester. „Meine Mutter riss ihr die Haube vom Kopf, drängte sich an ihr vorbei und öffnete die Tür zu einem Zimmer, in dem meine Schwester Rolanda auf einem Tisch lag – sie war tot und hatte einen Verband um den Kopf“. Man spürt Rita Prigmore an, dass das Entsetzen und die Trauer bis heute fortwirken. Voller Verzweiflung versteckte Theresia Winterstein ihre zweite Tochter Rita unter ihrem Mantel und rannte mit ihr nach Hause, wo bereits die Gestapo auf sie wartete, um ihr das Baby sofort wieder abzunehmen. Noch ein Jahr lang ging die Tortur für Rita und ihre Mutter weiter.

Als Rita endlich zu ihrer Familie durfte, waren Narben der Experimente hinter dem Auge zu sehen. Zeitlebens litt sie als Folge unter Schwindel und starken Kopfschmerzen und konnte deshalb nur die ersten drei Schuljahre besuchen. Ihr weiterer Lebensweg führte sie in die USA, wo sie eine eigene Familie gründete. Erst später kehrte sie mit ihrer Mutter nach Würzburg zurück, um für die Aufklärung ihrer Geschichte und eine Art der Wiedergutmachung zu kämpfen.

Trotz ihres Alters von 80 Jahren hört sie nicht auf, vor Jugendlichen zu sprechen und ihre klare Botschaft zu verbreiten: Ihr müsst jeden Rassismus an der Wurzel bekämpfen. Jeder kann etwas dazu beitragen. Seid wachsam und engagiert euch – beispielsweise beim Projekt der „Friedensschule“, in der Kinder ganz verschiedener Herkunft von Schülern und Studierenden unterstützt werden.

Die vielen Fragen der Schüler*innen machten deutlich, dass Ritas Geschichte ihr Interesse geweckt hatte und dass es sich immer wieder lohnt, Zeitzeugen einzuladen.

Till Kastner (8b) und Angelika Wagner

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